Wissenschaftler der University of Cambridge und der Johns Hopkins University haben in der Fachzeitschrift eLife einen Artikel veröffentlicht, in dem sie Zweifel daran äußern, dass sich das Gehirn neu vernetzen kann, um Sehverlust, Amputation oder Schlaganfall zu kompensieren. Wissenschaftler glauben, dass die weit verbreitete Vorstellung, dass sich das Gehirn neu verdrahtet, um neue Funktionen auszuführen, falsch ist.
Die Professoren Tamar Makin und John Krakauer glauben, dass das Gehirn im Gegenteil lernt, bereits vorhandene, aber verborgene Fähigkeiten zu nutzen. Sie untersuchten zehn Studien, die als Beispiele für die Plastizität des Gehirns galten, und wiesen darauf hin, dass das Gehirn keine neuen Funktionen in zuvor nicht zusammenhängenden Bereichen schafft, sondern lediglich vorhandene Fähigkeiten nutzt.
Die Idee, dass sich das Gehirn nach einer Verletzung neu organisieren kann, basiert auf Geschichten von blinden Menschen, die außergewöhnliche Echoortungsfähigkeiten entwickeln, und auf anderen Situationen, in denen Menschen nach einem Schlaganfall ihre motorischen Funktionen wiedererlangen. Wissenschaftler argumentieren jedoch, dass diese Geschichten möglicherweise das Ergebnis des Erlernens und der Verbesserung bestehender Fähigkeiten und nicht einer völlig neuen Gehirnorganisation sind.
Wissenschaftler betonen, wie wichtig es ist, die Grenzen der Gehirnplastizität für die Rehabilitation zu verstehen und realistische Erwartungen von Patienten und Ärzten zu entwickeln.